Lappland Februar 2008

+++ Fernwanderweg - Nordkalottleden +++ 180 km von Kilpisjärvi nach Björkliden +++ 14 Tage unterwegs +++ sechs Nächte im Zelt +++ sechs Nächte in Winterräumen +++ zwei Ruhetage in Winterräumen +++ Temperaturen von -5°C bis -18°C +++ Windgeschwindigkeit bis zu 85 km/h (9 Bft) +++ meist sonniges Wetter +++ Gewicht je Pulka zu Beginn 55 kg, davon 30 kg Lebensmittel +++ Navigation mit Karte und GPS +++

Bilder der Tour

Nach einem langen Jahr der Vorbereitung, in dem wir uns intensiv mit dieser Art von Reise beschäftigt hatten, war es endlich soweit. Der Flug war gebucht und die Ausrüstung gepackt, um sie nach Kiruna zu versenden. Dies war nötig da es sich um 110kg handelte die, im Flieger mitgenommen, ein Vermögen gekostet hätten. Leider mussten wir hier Lehrgeld bezahlen. Unsere Ski gingen auf dem Weg nach Schweden verloren. Am Tag vor unserem Abflug kauften wir zwei neue Paar Ski (zum Glück hatte unser Ausrüster noch welche auf Lager) die wir bis tief in die Nacht für unsere Bedürfnisse anpassten. Als Sportgepäck begleiteten sie uns auf unserem Flug nach Kiruna, der nördlichsten Stadt Schwedens.

In Kiruna durften wir bei Freunden unser Basecamp aufschlagen, bevor es in einer 28-stündigen Busfahrt nach Kilpisjärvi, dem Ausgangspunkt unserer ersten „Expeditions-Tour“, ging.

Wir waren gespannt wie wir uns im Zuggeschirr unserer Pulken anstellen würden. Ob die in die Ski eingearbeiteten Felle ausreichen würden, die 55kg schweren Pulken zu ziehen, und ob wir uns kleidungsmäßig richtig ausgerüstet hatten. Wir starteten in Kilpisjärvi ganz in der Nähe des Dreiländerecks Schweden, Norwegen, Finnland. Die erste Etappe führte uns größtenteils über das Eis des Kilpisjärvi. Die ungewohnte Belastung und die Minusgrade (-11°C) forderten einiges an Energiebedarf. Schon am ersten Tag wurde uns klar, dass wir für die nächste Tour die Lebensmittelrationen erhöhen müssen. Die Kälte machte auch unserer Ausrüstung zu schaffen (Schieber an Reisverschluss gebrochen, Packsack ist spröde geworden und zerbröselt, Batterieleistungen nahmen stark ab, Sensorfehler an den Digitalkameras...). Nach 5 Stunden und 15km kamen wir an unserem ersten Etappenziel, der Hütte Kuokkimajärvi, an. Wir fühlten uns physisch und psychisch gut, die Ausrüstung schien unseren Erwartungen größtenteils gerecht zu werden, und wir freuten uns auf die kommenden Tage.

Am nächsten Morgen, nach einer Portion Müsli zum Frühstück, passierten wir die riesige, gelbe Betontonne die, mitten im Nichts, das Dreiländereck markiert.

Am Nachmittag erreichten wir unsere erste ernst zu nehmende Steigung und bekamen mächtige Probleme bei deren Bewältigung. Unsere im Ski eingearbeiteten Felle zeigten sich als völlig unzureichend für eine Tour über das Fjell. Die Felle waren zu kurz und zu schmal so dass wir bei jedem Schritt zurück rutschten.

Nach sehr mühsamen Steigversuchen mit unseren Schneeschuhen und gerade mal 11km beschlossen wir unser Zelt aufzuschlagen und uns auf unsere erste Nacht im Freien vorzubereiten. Die Stimmung war gedrückt, da wir uns Sorgen machten, uns zu lange Tagesetappen vorgenommen zu haben.

Am nächsten Morgen montierten wir unsere mitgebrachten Steigfelle, welche die komplette Unterseite der Skier abdeckten. Entgegen unseren Erwartungen gaben diese unseren Skiern genügend Grip um die Steigung trotz der schweren Pulken und des tiefen Pulverschnees zu bewältigen. Was für ein Hochgefühl! Obwohl wir an diesem Tag viele Höhenmeter zu bezwingen hatten schafften wir 18km. Mit großer Ausgelassenheit wurde an diesem Abend das Zelt aufgeschlagen.

Nach einer ausgiebigen Mahlzeit, angereichert mit 200ml Rapsöl, wurde es noch einmal hektisch im Zelt. Wunderschöne Polarlichter flackerten über den Nordhimmel während im Zelt zwei Buben im Viereck hopsten, um den Schlafsack gegen 5 Klamottenschichten zu tauschen und dieses Schauspiel digital festzuhalten. Was  für ein Tag!

Die nächsten Tage verliefen ruhig. Bei sonnigem Wetter zogen wir in Gedanken versunken durch den Tag, begegneten keinem Menschen und genossen die Ruhe und Weite der Schneelandschaft. Vor dem Schlafen gab es des Öfteren noch mal Unruhe wenn Nordlichter am Himmel tanzten und die zwei Buben, angezogen wie Michelinmännchen, ums Zelt hüpften und eine Bildserie nach der anderen schossen.

 

Ein nachhaltig beeindruckendes Erlebnis hatten wir am 8. Tag unserer Tour, als wir eine Teepause bei geschätzten -30°C machten. Bei der gestoppten Wärmezufuhr durch die fehlende Bewegung konnten wir im wahrsten Sinne des Wortes zusehen, wie unsere Körper auskühlten und unsere Finger weiß wurden. Diese Pause fiel sehr kurz aus und nach 500m und einer leichten Steigung kletterte das Thermometer wieder auf -17°C. Eine wahre Wohltat. Erst hier wurde uns klar, dass wir für unsere Rast ungewollt den Grund eines Kältesees gewählt hatten. Wir beschlossen bis zur nächsten DNT-Hütte zu laufen und am nächsten Tag einen Rasttag einzulegen, die Wärme eines Holzofens zu genießen und die Ausrüstung zu trocknen.

Am zehnten Tag haben wir nach einer notdürftigen Reparatur einer aus dem Ski gebrochenen Bindung abermals eine DNT-Hütte aufgesucht, um eine nachhaltigere Reparatur durchzuführen.

Auf die nächste Tour werden wir Ersatzski statt der Schneeschuhe mitnehmen, denn diese wollen wir ohne den Komfort der Schützhütten bewerkstelligen.

Sehr erschöpft, aber glücklich, innerlich aufgetankt und mit tollen Bildern erreichten wir nach 14 Tagen unser Ziel Björkliden am Torneträsk. Hier genossen wir eine warme Dusche, ein ausgiebiges Mahl und eine große Mütze voll Schlaf bevor es am nächsten Tag mit dem Zug nach Kiruna ging.